Auswertungsveranstaltung der Berufsinformationstage brachte viele neue Aufschlüsse
VON TZ-REDAKTEURIN KRISTIN ENGEL
TORGAU. Die mittlerweile achten Berufsinformationstage (BIT) am 11. und 12. März konnten vom Arbeitskreis Schule- Wirtschaft Torgau Dank der Unterstützung der Schulen und Unternehmen erfolgreich durchgeführt werden. Nun war es an der Zeit, Ergebnisse zu präsentieren und Bilanz zu ziehen. Dafür wurden alle Mitwirkenden vor wenigen Tagen in das Berufliche Schulzentrum Torgau ein- geladen. Ziel war es, Gutes zu erhalten und weiterzuentwickeln, neue Ideen zu diskutieren und Negatives kritisch zu hinterfragen.
Zahlen und Fakten
499 Schüler der 8. und 9. Klasse der vier Oberschulen (Katharina von Bora, Nordwest, Beilrode und Mockrehna) waren zur achten BIT angemeldet. Im Jahr 2014 waren es gerade einmal 290 Schüler. Das stellte die Veranstalter vor neue Herausforderungen. Von den 227 Unternehmen der Region, die bereits im November 2014 angeschrieben worden, nahmen 75 an der BIT teil – fünf mehr als im Jahr zuvor. So konnten 74 Berufsbilder in 186 Veranstaltungen vorgestellt werden. Bei den 739 Schülerbesuchen standen 868 Schülerplätze zur Verfügung – das bedeutet eine 85-prozentige Auslastung der angebotenen Plätze. Bei der Schülerbefragung bewerteten die Schüler die BIT überwiegend mit gut bis sehr gut. Besonders sei hier der Informationsgehalt, die Berufspräsentation und der Praxisbezug gelobt wurden, präsentierte Projektkoordinatorin Martina Pönicke die Auswertung. Im Gegensatz dazu bemängelten einige Schüler in anderen Bereichen den geringen beziehungsweise fehlenden Praxisbezug, die geringe Zeit und die falsche Organisation des Tages. Auch die Unter- nehmen beurteilten die BIT im Allgemeinen positiv. Doch auch Schwierigkeiten kristallisierten sich heraus. Dies wurde besonders bei der Diskussionsrunde deutlich, bei der Kerstin Fritzsche von der Oberschule Mockrehna, als Sprecherin für die Schulen sowie die Vertreter einiger Unternehmen Sabine Ferl von der K&S Seniorenresidenz, Carolin Ziesmann von der Firma Baugeräte Ziesmann und Tashina Schönthal von der Polizeidirektion Leipzig mitwirkten.
Sabine Ferl betonte noch einmal, die Wichtigkeit einer solchen Möglichkeit für die Schüler direkt in ein Unternehmen reinschnuppern zu können. Besonders da im Bereich Altenpflege gute Mitarbeiter benötigt werden. 13 Schüler habe sie insgesamt betreut. Alles sei sehr locker verlaufen und bei dem direkten Kontakt mit den Bewohnern, haben die Schüler auch ihre anfängliche Scheu etwas abgelegt.
Carolin Ziesmann war nicht ganz so zufrieden. Sie bemängelte das Desinteresse einiger Schüler. Dies rühre jedoch daher, dass bei einigen der Erstwunsch nicht berücksichtigt werden konnte. Bevorzugt wurden die Schüler der 9. Klassen, da diese kurz vor der Berufswahl stehen. So mussten einige Schüler in Unternehmen gehen, die für sie als zukünftigen Beruf eventuell nicht in Frage kämen. Die Firma Ziesmann bildet zum Land- und Baumaschinenmechatroniker aus. Die geschickten Schüler wollten zum Großteil Kfz-Mechatroniker werden. Die Jungs hatten die Möglichkeit, einen Bagger zu bedienen, interessierten sich jedoch viel mehr für ihre Handys. „Ein gewisses Maß an Grundinteresse wäre schön“, so Carolin Ziesmann. Daher müsse vorab noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. „Hier gibt es bereits Überlegungen, von jedem Unternehmen ein Porträt zu erstellen, das die Schüler auf den Tag vorbereitet“, sagt Germaine Schleicher von der Koordinierungsstelle Berufs- und Studienorientierung des Landkreises Nordsachsen. „Wir würden auch vorher in den Unterricht kommen und uns bei den Schülern vorstellen“, ergänzte Carolin Ziesmann. Auch einige Schüler der
Oberschulen Mockrehna und Nordwest Torgau waren mit vor Ort. Diese lobten wiederum, dass die Lehrer viel für die Vorbereitung auf die BIT gemacht und die Berufsbilder vorgestellt hätten. Achtklässler Erik wurde sein Erstwunsch erfüllt und er hatte die Möglichkeit sich bei der Bundeswehr zu informieren. Für ihn waren die vier Stunden beinahe zu wenig, um alles zu erfahren, was er für die Zukunft brauchte. „Man hat genau gemerkt, wer wirklich Interesse für den Be- ruf hatte und wer geschickt wurde“, be- tonte auch Tashina Schönthal.
Nächste Runde
Nicht immer kann der Wunsch der Schüler nach noch mehr Praxisbezug erfüllt werden. „Ein wenig Theorie gehört nun einmal dazu.“ Natürlich gäbe es in jedem Jahr Für und Wider, ergänzt Kerstin Fritzsche. „Die prozentuale Verteilung für Schüler die einen Beruf erlernen wollen, geht zurück. Viele wollen studieren, was ja auch gut ist. Nur stellt sich die Frage: Was wird aus dem Handwerk?“ Mit den BIT wird ein wichtiger Schritt in diese Richtung gegangen. Nachholbedarf bestünde jedoch in den Medienbereichen.
Hier sei bei den Schülern ein großes Interesse vorhanden, jedoch hatten nur zwei Betriebe (Haus der Presse und Torgau Druck) ihre Unternehmen dafür geöffnet. Zum Abschluss betonte Kerstin Schart von der Oberschule Nordwest noch einmal, dass die BIT ja nur einen Teil der ermöglichten Berufsorientierung ausmacht. „Von der fünften Klasse an bekommen die Schüler jedes Jahr einige Bausteine hinzu. Sie können sich in verschiedenen Bereichen ausprobieren und arbeiten. Es gibt viele Angebote, doch ein gewisser Schritt muss auch von den Schülern und Eltern selbst gemacht werden.“ Es herrschte bei der Auswertungsveranstaltung ein sehr guter und offener Aus- tausch. Viele Ideen und Anregungen konnten aufgenommen werden um die BIT 2016 noch schülerorientierter zu gestalten, damit positive Effekte für Schüler und Unternehmen entstehen. Resümee der Veranstaltung: Es geht in die nächste Runde BIT 2016!